willKOMMEN! Welt-Kultur für alle

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Auf dieser Seite befinden sich alle unsere interkulturellen Projekte und Angebote sowie kooperative Projekte mit Initiativen, die Ihren Schwerpunkt in der Arbeit mit geflüchteten Menschen haben. Die Teilnahme ist natürlich für alle Interessierten ebenso offen wie kostenfrei und soll als Einladungen zum Austausch und zur Begegnung verstanden werden.

Sei es beim Malen mit Kindern aus dem Flüchtlingsheim Bissierstraße, beim Erstellen von Kostümen für verschiedene gambische Kulturfeste oder beim afrokaribischen Trommeln – das Miteinander steht im Vordergrund.

Der gambische Kankurang

Eine Gruppe, die im Projekt willKOMMEN! besonders stark vertreten ist, sind junge Männer aus Gambia, die in Freiburg häufig auf dem Stühlinger Kirchplatz zu finden sind. Im Herbst des Jahres 2018 traten die Straßensozialarbeiter/innen von KontaktNetz an Schwere(s)Los! heran mit der Bitte, eine künstlerische Intervention für die gambischen Männer zu machen. Diese Nutzergruppe auf dem Stühlinger Kirchplatz war auch für die Sozialarbeit nur schwer zugänglich, und einige andere Menschen auf dem Platz fühlten sich unwohl angesichts dieses „schwarzen Blocks“. Der von Einigen betriebene offensive Handel mit Marihuana schreckte so manchen ab, und der Platz galt als problematisch.
Die erste Intervention im Dezember 2018 bestand aus einer großen Leinwand mit einer gambischen Flagge in der Mitte. Auf ihr waren die jungen Männer eingeladen zu schreiben, was sie den Deutschen gern von sich mitteilen wollten. Es kam zu interessanten Gesprächen, und die Offenheit war sehr groß.

Im März 2019 stieß mit Ababacar Kébé ein perfekter Vermittler zum Verein: Ein Mann, der ursprünglich aus dem Senegal stammt und die Sprachen der Männer aus Gambia spricht, der jedoch seit über dreißig Jahren in Freiburg lebt. Zu ihm hatten die jungen Männer Vertrauen, und mit ihm gemeinsam waren sie bereit, mit in die Vereinsräume zu kommen. Im Gespräch stellte sich heraus, dass sie große Lust hatten, den gambischen Kankurang, ein Initiationsfestival für die Jungen, in Freiburg zur Aufführung zu bringen. So begann eine monatelange Arbeit an einem speziellen Kostüm, das aus fast zweihundert so genannten Raschelsäcken (Kartoffelsäcke aus Plastik) gefertigt ist und das der „Kankurang“ anzieht, um seinen Tanz zum Klang von Trommeln aufzuführen. Ebenfalls schloss sich Sozialpädagogin Kornelia Stinn, die viel Erfahrung im Netzwerken hat, dem Team um das Projekt an.

Es war bald klar, dass dies nicht das Einzige war, was die jungen Männer von uns wünschen. Wir begannen, gemeinsam zu kochen und zu essen, am 1. Mai halfen wir gemeinsam beim Aufräumen nach der Maikundgebung, um so den guten Willen der Männer zu demonstrieren, ihren Teil zur Reinhaltung des Stühlinger Kirchplatzes beizutragen. Das Zuckerfest feierten die Männer bei uns, und wir halfen, soviel wir konnten, bei Lebensläufen und Bewerbungen, bauten ein Netzwerk zu verschiedenen Institutionen auf, die im Feld der beruflichen Unterstützung tätig sind, und inzwischen kommt sogar einmal wöchentlich mit Anita Olland ein mehrsprachiger Businesscoach mit einigen Jahren Lebenserfahrung in Afrika, die die jungen Männer ein Stück des Wegs bei der Berufsfindung begleitet.

Inzwischen ist der Kankurang schon mehrfach aufgeführt worden: bei Lampedusa Calling im Juli auf dem Kartoffelmarkt, im September beim Herbstfest von zusammen leben e.V. im Gemeinschaftsgarten im Vauban und schließlich am 19. Oktober 2019 im Rahmen von „Gemeinsam zu Tisch im Stühlinger“ in der Kirche Herz-Jesu auf dem Stühlinger Kirchplatz mit gambischem Essen. Am Abend zuvor wurde der Kankurang erläutert in einem Vortrag der Wissenschaftlerin Claudia Jürgens aus Berlin, und einer der jungen Männer war bereit, die bewegende Geschichte seiner Flucht zu erzählen.

Inzwischen sind andere Kostüme in Planung: Simb, Hunting Man und noch ein weiteres. Bei Gelegenheit soll der Kankurang noch einmal im Museum für Natur und Mensch am Augustinerplatz vorgestellt werden. Das Kochen hat sich mittlerweile zu einem regelrechten Mittagstisch entwickelt, der dreimal in der Woche stattfindet.

Einige der jungen Männer haben auch andere Aktivitäten bei uns für sich entdeckt. Zum Beispiel Ousman: Er möchte gern Künstler werden und malt oft und lang in unserem Atelier. Ebenfalls übt er sich im Portraitzeichnen und hat auch schon unserem Nachbarn, dem Maler Herbert Maier, über die Schulter geschaut. Wir hoffen natürlich, dass es Ousman möglich sein wird, in Deutschland zu bleiben, um seinen Berufswunsch in die Wirklichkeit umsetzen zu können.

Building Bridges

Durch die Zusammenarbeit mit dem Amt für Migration und Integration und das Kennenlernen unseres Vermittlers Ababacar Kébé, der bei uns von 2019 bis Juni 2021 als Migrationsbeauftragter festangestellt war, kam es von Seiten des Amts zu der Initiative, ein regelmäßiges Vermittlungsangebot auf dem Stühlinger Kirchplatz ins Leben zu rufen. Ihm zur Seite gestellt wurde Nelson Momoh, der aus Nigeria stammt und ebenfalls schon sehr lange in Freiburg lebt. Im Sommer 2019 nahmen die beiden Männer ihre Arbeit auf, und bald schon wurde die Presse auf sie aufmerksam. Das Projekt Building Bridges wurde als Vorzeigeprojekt durch die Medien gereicht und sorgte bundesweit für Schlagzeilen.

Schwere(s)Los! ist in diesem Projekt als Kooperationspartner tätig.

Täglich, meistens gegen Abend, stehen Ababacar und Nelson als Ansprechpartner für Männer afrikanischer Herkunft auf dem Kirchplatz zur Verfügung. Sie beraten bei Fragen zu amtlichen Briefen und Formularen, schlichten Streit, telefonieren mit Eltern im Heimatland und stehen als Mittler zwischen den Männern und den anderen Nutzer/innen des Platzes bereit. Ebenfalls besuchen sie Veranstaltungen zum Asylrecht, zum Kirchenasyl und Netzwerktreffen von Flüchtlingshelferkreisen.

Tagsüber finden für die jungen Männer Beratungen in den Räumen von Schwere(s)Los! statt.

Durch die ehrenamtliche Unterstütung von Frau Kornelia Stinn werden Netzwerke zu Institutionen der Flüchtlingshilfe aufgebaut, Bewerbungen geschrieben, Menschen zu Amts- oder Arztterminen begleitet und Briefe übersetzt.

Portofolio „Kulturen alltäglicher Gewalt"


Eine ethnographische Untersuchung
Emma Adelson
Wintersemester 2019-2020

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Afrokaribische Perkussion

Durch die Aufführung des Kankurang wurde klar, dass auch getrommelt werden würde bei Schwere(s)Los! Es war ein glücklicher Umstand, dass der senegalesische Perkussionist Beuz Ibrahima Thiombane gleich in der Nachbarschaft wohnt und großes Interesse am Austauschmit den jungen Männern hatte. Inzwischen ist Beuz fester Bestandteil des Teams und bietet einmal wöchentlich seinen eigenen afrokaribischen Trommelkurs für alle Interessierten an. Sein Anliegen ist es, eine eigene im wahrsten Sinne des Wortes schlagkräftige Truppe aufzubauen, die später zu einer eigenen Band weiter entwickelt werden soll und die bereitsjetzt immer wieder zu verschiedenen Anlässen auftritt. Beuz ist im übrigen festes Mitglied der Bands Saitenstreich und Haiducken.
Die Proben finden immer donnerstags von 16 bis 18 Uhr bei Schwere(s)Los! statt. Ernsthaft Interessierte sind herzlich willkommen zu diesem kostenfreien Angebot! 

Malraum für geflüchtete Kinder und andere Menschen

Immer montags von 15 bis 16.30 Uhr kommen sie bei Schwere(s)Los! zusammen: Begleitet von unseren ehrenamtlichen Helferinnen Veronika Hug oder Johanna Geier oder auch von unseren Mitarbeitern kommen Kinder im Alter von vier bis neun Jahre in das Atelier, um dort ein Malangebot nach Arno Stern zu nutzen. Wichtig bei diesem Angebot ist, dass es für die Kinder bereits beim Abholen beginnt und der Fußweg aus der Bissierstraße in den Kleineschholzweg ein intensiver Teil der gemeinsam verbrachten Zeit ist. Was dann schließlich im Atelier als Aktivität gewählt wird, entscheidet häufig die Tagesform und die Spielkameraden. Nicht immer steht das Malen im Vordergrund, oft ist auch das Teekochen und gemeinsame zeremonielle Genießen wichtiger. Manchmal wird ein Haus aus Werkstattböcken gebaut, und wenn Marina als Helferin da ist, kann sogar getont werden.

Natürlich wird trotzdem vor allem gemalt. Kommen die Kinder über einen längeren Zeitraum regelmäßig (was gar nicht so einfach zu bewerkstelligen ist), wird es zu einer Selbstverständlichkeit, die Regeln des Malraums zu beachten und sich einfach auf das eigene Malen einzulassen, ohne die anderen Arbeiten zu kommentieren oder selbst das Urteil eines Erwachsenen einzufordern. Auch das anfangs oft geäußerte „Mal du das für mich, ich kann das nicht“ verliert an Bedeutung, und auch wenn die tatsächlich am Bild verbrachte Zeithäufig – aus Erwachsenensicht – sehr kurz ist, ist sie doch intensiv.

Für die begleitenden und vor allem neu hinzukommenden Erwachsenen ist es immer wieder eine Herausforderung, sich darauf zu beschränken, alle Hindernisse, die dem Zentrieren auf das Malen im Weg stehen, zu entfernen oder zumindest zu reduzieren. Eins dieser Hindernisse ist oft die Angewohnheit, kindliches Tun ständig durch eigene Kommentare zu unterbrechen. Egal, ob es sich um Tadel oder Motivation handelt, es lenkt die Kinder ab von ihrem eigenen Prozess und bringt sie dazu, ihr Handeln nach den erahnten Wünschen des Erwachsenen auszurichten. Als Erwachsene ist es demnach unsere Aufgabe zu unterstützen, ohne den eigentlichen Malablauf direkt zu beeinflussen. Wir setzen die Grenzen und geben damit Sicherheit, ansonsten stehen wir unterstützend zur Verfügung, wo immer wir gebraucht werden.

Auch erwachsene Malende sind nicht nur willkommen in diesem Angebot, sie sind sogar sehr erwünscht. Denn für die Kinder ist allein schon diese Tatsache ungeheuer motivierend: Dass ihre Tätigkeit so bedeutungsvoll ist, dass sogar die Großen sich ihr mit Ernst und Hingabe widmen. Allerdings ist es für die „Großen“ von Vorteil, wenn sie sich so gut in sich selbst zu versenken verstehen, dass ihnen der Geräuschpegel und die kindliche Dynamik nur wenig ausmachen. Aber auch für diese Erwachsenen gilt natürlich, nicht kommentierend in die Tätigkeit der Kinder einzugreifen. In diesem Sinne freuen wir uns über Menschen, die sich auf diesen Prozess in der Gegenwart von Kindern einlassen möchten.

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